Ein pomologischer Führer durch die Russische Kolonie Alexandrowka

Obstatlas über das berühmte UNESCO-Welterbe in Potsdam

    Potsdams einzigartige Lenné'sche Anlage, die "Russische Kolonie Alexandrowka", wurde über einen langen Zeitraum hinweg wiederhergestellt. 1999 wurde die unter Denkmalschutz stehende Anlage in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbe-Stätten aufgenommen. Um diese einzigartige Kolonie nun auf einer ganz besondere Art zu würdigen, ist in der Landeshauptstadt Potsdam ein sehr spezielles Buch entstanden:

    Obstatlas der Russische Kolonie Alexandrowka - Ein pomologischer Führer

    Obstkundlich und botanisch Interessierte können in dem insgesamt 352 Seiten umfassenden Werk, neben historischen Aspekten über die Kolonie sowie die Obstkultur in der Alexandrowka, alle acht kultivierten Obstarten und die 574 Obstsorten nachlesen. Die Informationen sind in Wort und Bild aufbereitet und enthalten viel Wissenswertes rings um das jeweilige Gewächs. Es handelt sich dabei um 294 Altbäume, die teilweise noch aus der Initialpflanzung aus dem Jahre 1827 stammen sowie um weitere 1.060 Jungbäume, die im Zuge der Rekonstruktion nachgepflanzt worden sind. In den Segmentplänen des Buches und den beigefügten Pflanzenlisten kann jede einzelne Obstsorte dank ihrer zugeordneten Nummer und der jeweiligen Farbgebung im Textteil zweifelsfrei zugeordnet werden.

    Der Obstatlas ist weiterhin sehr reichhaltig bebildert und mit einzigartigen Luftaufnahmen der Gesamtanlage und der Einzelsegmente versehen. So geben begleitende Bildmotive vor und nach der Rekonstruktion sowie historische Pläne und Dokumente einen überaus interessanten und kurzweiligen Einblick in die Geschichte und die Entwicklung der wunderschönen Dorfanlage in Potsdam.

    Der Obstatlas ist für 24,80 Euro in folgenden Einrichtungen erhältlich:

    • Buchhandlung Das Internationale Buch - Potsdam,
    • NATURA-Buchhandlung - Kleinmachnow,
    • Russisches Restaurant und Teestube in der Alexandrowka,
    • Foerster-Stauden GmbH in Potsdam-Bornim,
    • Erlebnis-Imkerei Hanking

    Er wurde in einer kontinuierlichen Bearbeitung in den Jahren 2008 bis 2012 unter der Organisation des langjährigen Technischen Leiters des Bereiches Grünflächen, Karl-Heinrich zur Mühlen, erstellt. Neben der Unterstützung durch zwei Fördermaßnahmen waren viele Bereiche der Landeshauptstadt Potsdam an der Erstellung des umfassenden Werkes beteiligt: die Arbeitsgruppe Kommunale Vermessung, der Bereich Untere Denkmalschutzbehörde, der Bereich Öffentlichkeitsarbeit/Marketing, die Fachstelle für Arbeitsmarktpolitik und Beschäftigungsförderung. Zahlreiche weitere Helferinnen und Helfer, die ehrenamtlich tätig waren, machten das Buch erst möglich.

    Rezension zum Obstatlas der Russischen Kolonie Alexandrowka in Potsdam

    Für Besucher und Touristen gibt es in Potsdam viele geschichtsträchtige Sehenswürdigkeiten. Die Blockhäuser der Russischen Kolonie Alexandrowka gehören sicherlich dazu. Die meisten Gäste werden nicht erfahren haben, dass im 18 Hektar großen Areal der Kolonie mehrere hundert 0bstbäume gepflanzt und gepflegt werden, und zwar 1389 Bäume mit 585 Sorten. (Stand 2011) A. KALESSE und Dr. Fritz BRUDEL haben nun im Jahr 2012 für den Bestand einen pomologischen Führer und 0bstatlas veröffentlicht. Das vorgelegte Werk ist mehr als ein pomologischer Führer und wird deshalb nicht nur 0bstliebhaber, 0bstproduzenten und Landschaftspfleger ansprechen. KALESSE und BRUDEL stellen den eindrucksvollen Sortenabbildungen und sachlich gezielten
    Beschreibungen wissenswerte Aussagen zur Geschichte der Russischen Kolonie voran. So erfährt der Leser, wie es zur Bildung der Kolonie gekommen ist.

    In Kurzfassung nach KALESSE:

    Friedrich Wilhelm III wollte für seinen Freund Zar Alexander ein bleibendes Denkmal setzen. Für die Anfertigung der Entwürfe zur Gesamtanlage wurde P. J. Lenné beauftragt. Der König Friedrich Wilhelm III hat sich aber persönlich mit Vorgaben eingebracht. Am 10.04.1826 stellte er die Gründungsurkunde für die Kolonie aus und nannte sie Alexandrowka. Die Dorfbebauung in der Kolonie ist wahrscheinlich das letzte vollständig erhaltene Beispiel eines russischen Kunstdorfes. Zu ihm gehören 12 kleinere Gehöfte, ein Aufseherhaus und eine Kapelle. Die gesamte Fläche ist in 16 Segmente aufgeteilt. Innerhalb dieser Segmente erfolgte in großer Sortenvielfalt die Anpflanzung der 0bstbäume für die Siedler. Die Aufzeichnungen über die Anpflanzungen in der Vergangenheit einschließlich der Bestelllisten und Rechnungen sind eine wichtige Basis zur Wiederwahl der Sorten von einst. Interessenten und Liebhaber von Sorten, die üblicherweise nicht mehr im Handel sind, haben die Möglichkeit, in Abstimmung mit dem Verwalter der Kolonie und nahe gelegenen Baumschulen die individuelle Anzucht von Bäumen zu vereinbaren.

    Die Russische Kolonie ist also nicht nur eine weitere grüne 0ase für Potsdam, sondern auch eine Stätte für pomologische Studien. Insofern wird besonders während der Blüte und zur Erntezeit der pomologische Führer und der Atlas von BRUDEL und KALESSE ein gutes Nachschlagewerk sein. Hervorzuheben sei noch, dass mehr als die Hälfte der 446 Abbildungen Früchte aus der Kolonie Alexandrowka zeigen.

    Der 0bstatlas hat damit einen sehr konkreten Hintergrund und unterscheidet sich auf diese Weise von anderen pomologischen Nachschlagewerken.

    Herausgeber ist die Landeshauptstadt Potsdam, Bereich Grünflächen und Öffentlichkeitsarbeit/Marketing.

    Prof. Dr. sc . Ernst Greulich
    Februar 2014